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erschienen im Kando-Verlag

SEGEN DER LIEBE

LIEBE, EHE UND WELTFRIEDEN

Liebe - nur ein Wort? - Ursprüngliche Beziehungen - Wo Liebe fehlt - Mißbrauch der Liebe - Ein fundamentaler Defekt? - Der Verlust des Paradieses - Eine versteinerte Welt - Religion, Familie und Himmelreich - Keuschheit, Treue und Ekstase - Vorbilder der Liebe - Romantische Ehe - arrangiert - Anmerkungen

Hinter dem Aufstieg und Niedergang von Zivilisationen und dem Geschick der Nationen steht eine Kraft, die in ihrer Stärke jeden Aspekt menschlichen Lebens berührt. In keiner Schule oder Universität wird gelehrt, wie diese Kraft zu berechnen sei. Die EU-Kommission in Brüssel hat sie durch keinerlei Richtwerte regulieren können. Genausowenig wird sie in nationalen Parlamenten legislativ abgehandelt oder in den Zentralen internationaler Konzerne ausgepokert. Dichter und Liedermacher reden mehr über diese Kraft als über irgend etwas anderes. Ohne sie wäre Hollywood ein unbekannter Vorort von Los Angeles. Sie überstrahlt alles Wissen, alle Macht und allen Reichtum, und in Wahrheit tanzen und drehen sich Politik und Wirtschaft nach ihrem Rhythmus.
Es ist eine Kraft so einfach und für den menschlichen Geist so elementar, daß Frauen wie Männer ihr täglich neu erliegen. Sonnenklar - diese Kraft ist die Liebe, der Menschen ewiges Begehr. "Gott ist die Liebe" - oder ist Liebe göttlich? Doch obwohl die Liebe unserem Leben vielleicht seinen tiefsten Sinn verleiht, mögen manche Menschen sich nicht auf die Liebe einlassen. Liebe kann uns nämlich himmelhohe Freude genauso wie unermeßliches Leid bescheren. Unerwiderte und betrogene Liebe haben Menschen in Verzweiflung gestürzt, sie zu Alkoholikern, Süchtigen, sogar zu Mördern und Selbstmördern werden lassen.
Die Geschichte menschlicher Beziehungen hat uns alle gelehrt, daß es nicht so einfach ist mit der Liebe, wie sie in eigenen Hoffnungen, poetischen Höhenflügen und selbst im obersten Gebot Christi vor unseren Augen aufscheint. Größtes Ideal und höchste Erwartung unserer Jugend, leidet die Liebe in ihrer Realität an zahllosen widersprüchlichen Erfahrungen, ist von großen Hoffnungen ebenso gekennzeichnet wie von zerbrochenen Träumen, von echten Gefühlen ebenso wie von bloßer Körperlichkeit. Die Geschichte der Liebe weiß von glücklichen und zerstörten Familien, von gegenseitiger Hingabe und selbstsüchtiger Ausbeutung.
Im Angesicht solcher Ungewißheiten schrecken Menschen vor der Liebe zurück, lehnen es ab, sich auf Gefühle oder gar eine lebenslange Beziehung einzulassen. Wenn die Ehe als Versprechen dauerhafter Liebe nur noch wenig gilt, wird die Familie zum Bermudadreieck der Emotionen, in dem die wärmsten Gefühle spurlos verschwinden und die besten Absichten untergehen. Scheidungen werden im ICE-Tempo durchgesetzt; Paare vereinbaren Zeitverträge anstatt eines Ehegelübdes. So hat die Ehe als gesellschaftliche Institution ebenso wie als persönliches Lebensmodell eine Schwächung erleiden müssen - obwohl die Familie für die Mehrheit aller Menschen immer noch Zielbild und Inbegriff ihrer Lebenswünsche ist.
Eine Spiegel-Umfrage zu den Werten der Jugend ergab bei der Frage nach dem Warum? des Daseins als mit Abstand meistgegebene Antwort: um das Leben zu genießen.1 In der gleichen Umfrage sagten mehr als vier von fünf jungen Menschen, sie möchten einmal Kinder haben und die Familie gehöre für sie - neben Liebe, Gesundheit und Freundschaft - zu den wichtigsten Lebensinhalten. Als erstes Fazit dieser Gedanken über den Zustand der Liebe drängt sich folgender Eindruck auf: die Gefühlslage vieler moderner Menschen wird von großen Spannungen und mannigfachen Unsicherheiten bestürmt. Wie kann der elementare Wunsch nach Lebensfreude und Abenteuer mit dem Ziel des dauerhaften "konventionellen" Familienlebens zusammengebracht werden? Und wo sind Vorbilder zu finden, die für die Umsetzung eines solchen erfüllten Lebens hilfreich sind?
Die Beziehungskrise des modernen Menschen spiegelt sich auch im Gegensatz von Ehehoffnungen und Scheidungsraten wider; die christliche Formel: "Bis daß der Tod Euch scheide" meinen viele Ehekandidaten von vornherein nicht recht ernst. Kann es da überraschen, daß ein Ja-Wort vor den Traumhochzeit-Kameras vielen wie das Non-Plus-Ultra der Eheschließung vorkommt und daß allenthalben neue, alternative Familienkonzepte ausprobiert werden? – Schließlich rangieren die großen alten gesellschaftstragenden Institutionen und Sinngeber heute weit unten auf der Glaubwürdigkeitsskala: Gewerkschaften, Kirchen und Parteien haben weniger Anhänger als die Unterhaltungskonzerne.

 

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