Gottes Vorsehung läuft vorwärts und entwickelt sich rapide. Besonders jetzt im Erfüllten Testament-Zeitalter sollten uns Neuerungen und plötzliche Veränderungen in Gottes Vorsehung zur Gewohnheit werden - "normal" sein. Das macht unser persönliches Leben richtig abenteuerlich.
So geschehen am 30. Jänner 1995, als wir in Inns bruck zur Mittagszeit gerade vom Straßen- Witnessing nach Hause kamen. In kurzen, bündigen Worten wurde mir geoffenbart, daß am 1. Februar in Deutschland ein 80 Tage-Seminar stattfindet und der prädestinierte Schweizer Bruder kurzfristig absagen mußte. Johann legte mir daher die Möglichkeit einer Teilnahme nahe, da möglichst alle Kursplätze belegt sein sollten und ausgebildete Geschwister der Wiederherstellung nicht im Wege stehen. So war ein halber Tag und eine Nacht Zeit, diesen Happen zu verdauen, mehrere vorbereitende Telefonanrufe zu tätigen, Koffer zu packen usw. Am 31. Jänner traf ich mich dann mit Reinhard Bauer in Wels, um mit ihm im Zug nach Frankfurt zu fahren.
Als wir dort am späteren Nachmittag ankamen, stand bereits ein deutscher Bruder mit einem Kleinbus bereit, um uns und andere Brüder und Schwestern nach Schmitten zu bringen. Im Bus wurden dann die ersten Kontakte geknüpft, und am Abend bereiteten wir uns auf die Eröffnungs zeremonie vor, die am darauffolgenden 1. Februar stattfand. Zugegen waren unsere "ältesten Brüder" Pres. Sa, alle Regionalleiter (Bessell, Shibanuma, Hashimoto, Lee), und auch Vertreterinnen der WFWP. Zuerst sprach der Leiter des Seminars, Mark Bramwell, der, wie wir später erfuhren, der "erste Jünger" Pres. Sa's in Europa war. Durch die Ansprachen fühlten wir uns sehr emporgehoben, erkannten aber auch die Verantwortung, die vor uns lag, während und nach dem Seminar.
Der Nachmittag begann mit Fußball. Warum? Um Einheit zu schaffen zwischen Geist und Körper und miteinander als Team. Und um diese Einheit nicht nur durch physische Aktivität zu erreichen, gab es dann noch den Vorschlag, nachts ein Il- Jeung-Gebet zu machen, um den Kurs mit gemeinsamer Kraft und Inspiration zu beginnen.
Die nächsten vier Tage unterstrichen wir das englische Prinzipienbuch in Rot, Blau und Grün, das die Grundlage aller Studien und des Kurses war. In dieser Zeit konnten wir uns alle ein wenig näher "beschnuppern". Am Beginn waren wir noch 23 Teilnehmer, doch bereits nach einer Woche verließ uns Ruben Hammet aus den Niederlanden, da er noch mitten im Studium steckte und seine Teilnahme ein wenig zu schnell entschieden wurde.
Die ersten drei Wochen verbrachten wir in Schmitten, da die Wasserversorgung in Camberg zusammengebrochen war. So konnten wir auch unser Seminarzentrum in Schmitten, den Ort und den öffentlichen Fußballplatz kennenlernen. Am 26. Februar ging es dann nach eingehenden Vorbereitungen für drei Wochen zum Fundraising. Wir wurden in drei Teams zu je 7 Brüdern eingeteilt. Die Teams fuhren nach Ostdeuts chland, Süd deutschlan d und in die Schweiz. Diese FR- Zeit war für jeden sehr intensiv und jeder machte spezielle Er fahrungen. Viele sagten, diese drei Wochen wären für sie wie drei Monate ge wesen. So trafen wir uns alle wieder am 19. März in Camberg, jeder ein wenig ver ändert und mit neuer Energie.
Wir fuhren fort mit unserem täglichen Plan, doch das Programm wurde immer dichter. Mark Bramwell mußte selbst das schwarze Prinzipienbuch durchstudieren und zu den entsprechenden Vorträgen aufarbeiten, vor allem weil es ja der erste Kurs dieser Art war.
Nach Abschluß eines Kapitels gab es immer einen Test, und auch sonst wurden wir reichlich mit geistigem Futter eingedeckt. So war jeder Tag ein intensives Training - äußerlich wie innerlich. Jeder Einzelne war sehr darauf ausgerichtet, diese wert volle Zeit so gut wie möglich zu nutzen. Darum versuchten viele sich selbst in verschiedenen Punkten herauszufordern: z.B. ein tschechischer Bruder, der jede Nacht nur drei Stunden schlief und die übrige Zeit zum Studium und Gebet verwendete. Oder wenn es darum ging, sich in verschiedenen innneren Dingen zu überwinden, z.B. im Umgang miteinander oder beim Fallenlassen alter Konzepte. Was uns alle aber am meisten beeindruckte, war das Bemühen unserer zentralen Personen. Wir konnten wirklich spüren, wie Pres. Sa, Mark Bramwell und die Regionalleiter Gebet, Herz und Wahrheit in uns investierten, um uns dieses Erlebnis der Wiedergeburt zu ermöglichen. Vor allem am Ende des Kurses konnte man deutlich sehen, wie sich jeder Einzelne verändert hat und mit neuer Inspiration und geändertem Bewußtsein zurück in seine Nation ging.
Viele mußten innerlich kämpfen, was man oft wahrnehmen konnte. Doch alle Schwierigkeiten waren überwindbar, weil uns eines jeden Tag aufs neue inspirierte und erfrischte: Trotz der verschiedensten Charaktäre und Nationalitäten empfanden wir eine intensive Familienatmosphäre, die sich fast greifen ließ. Darum war auch Fußball unser absoluter Lieblingssport, weil es darin vor allem um die Einheit in den Teams ankam. Ein paarmal spielte auch Pres. Sa mit, nachdem wir am Vormittag Internal Guidance und Education von ihm erhalten hatten. Er lehrte uns über die essentiellen Dinge des Lebens und der Wiederher stellung: Herz, ETA, Tradition, Familie, Formula Kurs, Wahre Eltern usw. Aber auch die Vorträge der Regionalleiter ließen kein Auge trocken; durchwegs sehr tiefe und inspirierende Aussagen.
Da Pres. Sa und die Regionalleiter auch bei der Segnung von Kwon Jin Nim und Sun Jin Nim am 16. April in New York eingeladen waren, wurde das Kursende vom 21. auf den 24. April verschoben. Das tat eigentlich niemandem leid, weil wir sowieso noch nicht mit dem Studium des Schwarzen Buches fertig waren (auch wenn dadurch ein paar Rückfahrkarten verfielen). Am Schlußtag gab es dann noch eine große Abschlußfeier, bei der alles anwesend war, was "Rang und Namen" hat. Ein Sketch wurde gespielt, in dem Himmel, Hölle und Judgement vorkam. Und unsere Stimmbänder standen, wie in all den anderen 83 Tagen, unter Dauerstreß: Holy und andere Songs, Lectures, Gespräche usw. Als Abschlußgeschenk bekamen wir das Buch "Blessing and Ideal Family" mit persönlicher Widmung von Pres. Sa, der uns während des koreanischen Abendessens noch Instruktionen für unsere jeweilige Mission gab. Am darauffolgenden Tag verabschiedeten wir uns mit vielen Umarmungen und Händeschütteln.
Abgesehen vom inneren Wert des Seminars: es war eine tolle Zeit, in der sich tiefe Beziehungen entwickelten und wir auch viel Spaß miteinander hatten. Allen voran aber wurden durch die Gebete, Erlebnisse und das höhere Verständnis der Prinzipien unsere Beziehungen zum Himmlischen Vater und den Wahren Eltern intensiver, lebendiger, hautnaher, was ja letztlich Sinn und Zweck des Ganzen ist. Diese Kurse werden von jetzt an laufend stattfinden. Reinhard und ich können aufgrund unserer Erlebnisse diesen Kurs wärmstens empfehlen, denn er hat uns beiden wirklich sehr viel gegeben. Wir spürten beide sehr viel Kraft von "hinten", sei es durch all die Gebete unserer Geschwister oder von "oben" her.
Was ich zum Schluß noch einmal betonen möchte, ist die absolute Entschlossenheit und die Liebe, die wir vor allem von Präs. Sa erhalten haben, der Europa und seine Menschen wirklich liebt. Er hat das Know-How, die Erfahrung und die Beziehung zu den Wahren Eltern, um für diesen Kontinent ein Messias zu werden. Wie wir letztes Jahr gesehen haben, sind viele Früchte gekommen, und an den Früchten werdet ihr sie erkennen, heißt es in einem anderen, nicht ganz unbekannten Buch.
Manfred Zierl