Nach Tagen der Vorbereitung war der große Saal in unserem Trainingscenter endlich so weit: am 25. August 1995 fand in Gaflenz die größte Massentrauung in der Geschichte Österreichs statt.
Hell- und dunkelblauer Vorhangstoff bildete den Hintergrund der Bühne, Bodenvasen mit Sonnenblumengestecken, ein Banner mit der Ankündigung des aktuellen Anlasses, ein Altar mit einem ganz speziellen Bild der Wahren Eltern und vorne in der Mitte ein Fernsehapparat. Die Segnung sollte nach einem Video gestaltet werden, das eigens dafür mit Aufnahmen der Segnung von 1992 produziert worden war. 18 Stühle waren im Halbkreis vor der Bühne plaziert und an die 100 Sessel in Reihen dahinter.
Viele Geschwister waren angereist, um bei diesem seltenen Ereignis nicht nur dabei zu sein, sondern es auch mit ihrem ganzen Herzen zu unterstützen. Alles in allem waren über 100 Personen (davon über 20 Kinder) im Haus. Als MC begrüßte ich die Paare und Gäste. Danach erläuterte Johann Hinterleitner die Bedeutung der Segnung und führte zur Heiligen Weinzeremonie über. Horst Bauer assistierte ihm. Nach einer Pause folgte die Feier der Segnung. Unter der Bühne standen Johann und Mary auf einem niedrigen Podest und leiteten von hier aus die Zeremonie. Die Kommentare und Erklärungen las ich in deutscher Übersetzung. Alles was Vater sprach gab Johann in deutscher Sprache wieder.
Was die einzelnen Paare erlebten, können natürlich nur sie selbst zum Ausdruck bringen. Doch es war den Gesichtern der teilnehmer anzumerken, daß sie alle sehr beeindruckt waren. Sicherlich werden der Wert, die Bedeutung und die Tragweite dieses Ereignisses erst im Laufe der Zeit in ihrem täglichen Leben wirksam werden.
Während sich alle im Saal auf die Segnung konzentrierten, bereiteten Hans Wagner und Yoon Ja Rechberger in der Küche ein koreanisches Essen vor. Nach dem dreimaligen Mansei-Ruf und einem gemeinsamen Foto wurde der Saal für das Bankett hergerichtet. Im Anschluß daran sorgte Gottfried Ibounig für den unterhaltsamen Teil: er koordinierte die einzelnen Beiträge, die von einem Flötenduo über Ziehharmonika- Lieder und Gedichte, bis hin zum gemeinsamen Tanz reichten. Die Videokameras von Erwin Danner und Gustav Egger waren vom ersten Augenblick an ständig im Einsatz. Karl Gansch fotografierte. Es war wieder nach langem ein richtiges Familienfest. Als dann am Abend auch die letzten Geschwister das Haus verlassen hatten, durchwanderte ich müde und abgespannt das "Schlachtfeld". Wie heißt es im ersten Vers der Bibel? Am Anfang schuf Gott Himmel und Erde. Die Erde aber war "Tohu wa bohu". So war's auch. Wo sollte ich mit den Aufräumungsarbeiten anfangen? Der Geist, die Atmosphäre dieses außergewöhnlichen Ereignisses schwebte noch immer in allen Räumen und verbreitete das Gefühl von Frieden und Glück. Monatlich einmal so ein Fest ...
Nachts hatte ich einen Traum: Viele Geschwister waren hier geblieben und hatten alles in kurzer Zeit blitz-blank geputzt und in Ordnung gebracht. Manchmal sollen Träume auch wahr werden.
Heinz Krcek